Park oberhalb Luisenbrunnen

 

Sonja Ruf

geboren und aufgewachsen im Schwarzwald, wohnt seit 2012 in Saarbrücken.
Veröffentlichungen von 14
Büchern - Romane, Erzählungen, einen Kinderroman und Lyrik.
Für Erwachsene schreibt sie aus der Perspektive der Frau als Subjekt, nicht Objekt der Erzählung. Sie versteht
sich als Feministin und erhielt etliche Förder-, Werk- und
Aufenthaltsstipendien (u.a. auf Einladung des Saarlandes
2016 im Schloss Wiepersdorf). Zuletzt erschien "Das Flussbad-Wunder und andere Erzählungen", Tübingen 2022.
Neben den Büchern erscheinen immer wieder einzelne Gedichte oder Erzählungen in Zeitschriften, z.B. in "Das Magazin", Berlin 3/2023.
"saarbrücker hefte" 122, 124, 126.
"Der Streckenläufer" 32, 33, 35.
Am 4.5. 2022 war Sonja Ruf Gast bei Tilla Fuchs: SR2 "Literatur im Gespräch" (s. Mediathek).
Sie ist Mitglied im Schriftstellerverband VS. Zahlreiche Lesungen, Kursleiterin Kreatives Schreiben in der
FrauenGenderBibliothek Saar.
2022 war Sonja Ruf Gast an der legendären Damra oberhalb von St. Wendel.
Die Lyrik der verstorbenen
Damra-Bewohnerin Felicitas Frischmuth, die Skulpturen
deren Mannes Leo Kornbrust, die Natur und die Schönheit
des St. Wendeler Landes inspirierten Sonja Ruf zum
Gedicht "ihrer" Parkbank.

Foto:© Franziska Ruf

poetische Prosa: Übrig bliebe

1.

Übrig bliebe das Brauchbare gebannt und gefangen

ruhen Äbte in römischen Badewannen

unterm Fuß eines lächelnden Engels

Wasser sei Dreck höre sie rauschen für Frauen

öffnet das Schaumbergbad montags 3 plaudern

eine schwimmt still in Gedanken

das Grab sei der letzte Garten

eine Nomadin könne kein reines Wasser finden doch habe

ihr Geliebter alle Tugenden des Wassers

wie das Wasser müsse die Sprache tragen.

2.

Wie das Wasser müsse die Sprache tragen

den Papiertraum träumten die Steine die Tage

wüchsen in der Nacht während die Windräder blinken

und

vom Herzkopfmagneten geleitet der Gedanke unsichtbar schwebe

sie fahre aus aufs Papier fasse in ihren Netzen

die schöne Bäckerin im Bäckerladen

die gebrechliche Frau mit den 2 Einkaufstüten

die ihr die Arme aus dem Leibe zögen

all solche Dinge

es zählte die Luft es zählten die Schmetterlinge.

3.

Es zählte die Luft es zählten die Schmetterlinge

die Liebe gelte es in Schwung zu halten

für mich für mich für mich seist du der Schönste

unter dem Vordach schwimmt ein weißes Kleid im Winde

abseits vom Körper fliegt es höher

einmal vergaß den Eimer ich zu schließen

am Morgen sah ich Maden aufwärts wimmeln

der Wind blies mir den Kopf frei kraulte

im Haargetümmel das junge Gerstenfeld und ließ es rieseln

ich ging vom Hof den Aufwind nutzten 2 Milane.

4.

Ich ging vom Hof den Aufwind nutzten 2 Milane

Karfreitagsratschen Schnalzen der Fasane

rostrotes Tor Westwall und Mithrashöhle

Krieg

sie erführe jeden Tag zu viel erführe jeden Tag das Falsche

sei wie mit Strippen an die Buchstaben gebunden

im Halse bliebe ihr die Schönheit stecken das Gelumpe

verbirgt sich unter marmorierter Scheibe

ein weißes frisch gebornes Schlänglein

Hirnschlänglein züngeln Alles Gute.

5.

Hirnschlänglein züngeln Alles Gute

meine Gedanken die die Landschaft fluten

begegnen jenen die ins Off gewechselt

wo sich die Wünsche vor den Fenstern krümmten

stachelige Raupenhaare Malven Walderdbeeren duften nach Tinte

Eisvogelblau im Fuchsbau dann die Schwäche

ein mandelförmiges Gesicht mir vorzustellen

menschliche Stimmen aus dem Radio zu hören

hier wohnten Menschen wie in tausend Jahren

die täglich übten von sich abzusehen

6.

Sie übten täglich von sich abzusehen

betrachteten die Dinge aus der Stille

montierten Ketten die an jeder Stelle aufzuklinken waren

Tiefflieger Flözarm Supermarkt Bahnhöfe Wendeplatte

Kreisverkehr Telefonstangen laute Straßen

bewanderte gelehrte Freunde

Wiesen auf denen sie prachtvoll aufgebahrt gelegen hätten

bestickt mit blauen weißen rosafarbenen Knöpfen

die Angst käme mit der Rechnung

so lange sie nicht zahlten durften sie hocken bleiben

es ist zu heiß ich geb den Tag verloren.

7.

Es ist zu heiß ich geb den Tag verloren

obwohl es für den 1. Satz vieltausend Möglichkeiten gäbe

am Bahndamm wälzen Pferde sich in Zebramänteln

der Horizont verneigt sich und die Hügel buckeln

vor hoch gebauschten Abendwolken

ich tus für Leo sagte Tim und mäht den Rasen

für Leo die das sagen lächeln

er habe sie gelehrt nicht vor der Zeit stark sein zu müssen

wir finden ihre Worte ihren Stil zu denken

im Basalt sandgestrahlt und für lange.

 
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