Park oberhalb Luisenbrunnen
49.231425, 6.990318
Sonja Ruf
poetische Prosa: Übrig bliebe
1.
Übrig bliebe das Brauchbare gebannt und gefangen
ruhen Äbte in römischen Badewannen
unterm Fuß eines lächelnden Engels
Wasser sei Dreck höre sie rauschen für Frauen
öffnet das Schaumbergbad montags 3 plaudern
eine schwimmt still in Gedanken
das Grab sei der letzte Garten
eine Nomadin könne kein reines Wasser finden doch habe
ihr Geliebter alle Tugenden des Wassers
wie das Wasser müsse die Sprache tragen.
2.
Wie das Wasser müsse die Sprache tragen
den Papiertraum träumten die Steine die Tage
wüchsen in der Nacht während die Windräder blinken
und
vom Herzkopfmagneten geleitet der Gedanke unsichtbar schwebe
sie fahre aus aufs Papier fasse in ihren Netzen
die schöne Bäckerin im Bäckerladen
die gebrechliche Frau mit den 2 Einkaufstüten
die ihr die Arme aus dem Leibe zögen
all solche Dinge
es zählte die Luft es zählten die Schmetterlinge.
3.
Es zählte die Luft es zählten die Schmetterlinge
die Liebe gelte es in Schwung zu halten
für mich für mich für mich seist du der Schönste
unter dem Vordach schwimmt ein weißes Kleid im Winde
abseits vom Körper fliegt es höher
einmal vergaß den Eimer ich zu schließen
am Morgen sah ich Maden aufwärts wimmeln
der Wind blies mir den Kopf frei kraulte
im Haargetümmel das junge Gerstenfeld und ließ es rieseln
ich ging vom Hof den Aufwind nutzten 2 Milane.
4.
Ich ging vom Hof den Aufwind nutzten 2 Milane
Karfreitagsratschen Schnalzen der Fasane
rostrotes Tor Westwall und Mithrashöhle
Krieg
sie erführe jeden Tag zu viel erführe jeden Tag das Falsche
sei wie mit Strippen an die Buchstaben gebunden
im Halse bliebe ihr die Schönheit stecken das Gelumpe
verbirgt sich unter marmorierter Scheibe
ein weißes frisch gebornes Schlänglein
Hirnschlänglein züngeln Alles Gute.
5.
Hirnschlänglein züngeln Alles Gute
meine Gedanken die die Landschaft fluten
begegnen jenen die ins Off gewechselt
wo sich die Wünsche vor den Fenstern krümmten
stachelige Raupenhaare Malven Walderdbeeren duften nach Tinte
Eisvogelblau im Fuchsbau dann die Schwäche
ein mandelförmiges Gesicht mir vorzustellen
menschliche Stimmen aus dem Radio zu hören
hier wohnten Menschen wie in tausend Jahren
die täglich übten von sich abzusehen
6.
Sie übten täglich von sich abzusehen
betrachteten die Dinge aus der Stille
montierten Ketten die an jeder Stelle aufzuklinken waren
Tiefflieger Flözarm Supermarkt Bahnhöfe Wendeplatte
Kreisverkehr Telefonstangen laute Straßen
bewanderte gelehrte Freunde
Wiesen auf denen sie prachtvoll aufgebahrt gelegen hätten
bestickt mit blauen weißen rosafarbenen Knöpfen
die Angst käme mit der Rechnung
so lange sie nicht zahlten durften sie hocken bleiben
es ist zu heiß ich geb den Tag verloren.
7.
Es ist zu heiß ich geb den Tag verloren
obwohl es für den 1. Satz vieltausend Möglichkeiten gäbe
am Bahndamm wälzen Pferde sich in Zebramänteln
der Horizont verneigt sich und die Hügel buckeln
vor hoch gebauschten Abendwolken
ich tus für Leo sagte Tim und mäht den Rasen
für Leo die das sagen lächeln
er habe sie gelehrt nicht vor der Zeit stark sein zu müssen
wir finden ihre Worte ihren Stil zu denken
im Basalt sandgestrahlt und für lange.